Leserbrief
Die Redakteure (der VOX) haben volle Anerkennung
verdient, daß sie sich wiederum die Mühe und Arbeit gemacht haben, die
Sammlung der Schülerzeitungen um ein Exemplar zu bereichern. Aufmerksam
las ich das Impressum, und je weiter ich diesen Text bewältigte, umso
mehr kamen mir Zweifel, ob der Redaktion überhaupt noch daran gelegen
ist, die Schülerzeitung noch einmal herauszugeben.
So stieß ich z. B. auf den Satz: „Wenn wir aber noch einmal genauer
durchblättern, stoßen wir auf Börsenkurse und Reklame." Ich
glaube, Recht in der Annahme zu haben, daß diese Darstellungsweise etwas
überspitzt ist, denn ich habe jedenfalls noch keine Börsenkurse in der
Vox gesehen. (Der Autor meint vielleicht den Artikel "Aktien" in
Vox Nr. 9 von Holger Ehms), und daß man beim Durchblättern auf Reklame
stößt, läßt sich beim besten Willen nicht vermeiden.
Doch lesen wir weiter, so folgen die Sätze: "Wie schön wäre es,
wenn sie durch Berichte, Bilder und kleine Vorfälle aus dem Schuleben
ersetzt werden könnten. Darum helft mit, daß die Lückenfüller durch
eure Beiträge fortfallen." In diesen Sätzen wird nun die These
aufgestellt, eine Zeitung ohne Reklameanzeigen, die naiv als Lückenfüller
interpretiert werden, herauszugeben. Dieses ist zwar gewiß ein schöner
und lobenswerter Vorsatz, doch ganz so leicht werden die Redakteure es
nicht haben, dieses Ziel zu erreichen. Ich wage sogar zu sagen, daß es
unmöglich ist. Sehen wir uns darum dieses durchaus interessante Problem
einmal von der finanziellen Seite an. Eine Zeitung, wie z. B. die Vox Nr.
11, hat etwa 1.200 bis 1.300 DM gekostet und wird durch Anzeigen etwa zu
80 Prozent gedeckt, der restliche Fehlbetrag wird durch den Verkauf der
Zeitung aufgebracht. Diese Zahlen lassen sogleich schon erkennen, wie abhängig
,die Existenz der Schülerzeitung leider von der Reklame ist. Wollte man
jedoch die Lückenfüller fortfallen lassen, so wäre man gezwungen, den
Preis der Zeitung gewaltig zu heben; sie müßte demnach mindestens 1,50
DM kosten. Angesichts dieser Tatsache würden sich nur noch wenige Schüler
bequemen, eine Zeitung zu kaufen, und die zwingende Konsequenz wäre dann,
das Erscheinen der Schülerzeitung einzustellen. Die Redaktion aber wird
bestimmt gute Gründe und Pläne haben, wie sie ihr lobenswertes Ziel
erreichen kann. Sollte es ihr gelingen, eine Zeitung ohne Reklame (und
ohne Verlust) herauszugeben, so wird der Redaktion der Dank der Nachwelt
gewiß sein. Deshalb warte ich mit Spannung auf die nächste Ausgabe der
Schülerzeitung.
Mit freundlichen Grüßen
Gerd Balzer
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