Gerd Balzer, Leserbrief aus VOX Heft 12

Leserbrief

Die Redakteure (der VOX) haben volle Anerkennung verdient, daß sie sich wiederum die Mühe und Arbeit gemacht haben, die Sammlung der Schülerzeitungen um ein Exemplar zu bereichern. Aufmerksam las ich das Impressum, und je weiter ich diesen Text bewältigte, umso mehr kamen mir Zweifel, ob der Redaktion überhaupt noch daran gelegen ist, die Schülerzeitung noch einmal herauszugeben.
So stieß ich z. B. auf den Satz: „Wenn wir aber noch einmal genauer durchblättern, stoßen wir auf Börsenkurse und Reklame." Ich glaube, Recht in der Annahme zu haben, daß diese Darstellungsweise etwas überspitzt ist, denn ich habe jedenfalls noch keine Börsenkurse in der Vox gesehen. (Der Autor meint vielleicht den Artikel "Aktien" in Vox Nr. 9 von Holger Ehms), und daß man beim Durchblättern auf Reklame stößt, läßt sich beim besten Willen nicht vermeiden.
Doch lesen wir weiter, so folgen die Sätze: "Wie schön wäre es, wenn sie durch Berichte, Bilder und kleine Vorfälle aus dem Schuleben ersetzt werden könnten. Darum helft mit, daß die Lückenfüller durch eure Beiträge fortfallen." In diesen Sätzen wird nun die These aufgestellt, eine Zeitung ohne Reklameanzeigen, die naiv als Lückenfüller interpretiert werden, herauszugeben. Dieses ist zwar gewiß ein schöner und lobenswerter Vorsatz, doch ganz so leicht werden die Redakteure es nicht haben, dieses Ziel zu erreichen. Ich wage sogar zu sagen, daß es unmöglich ist. Sehen wir uns darum dieses durchaus interessante Problem einmal von der finanziellen Seite an. Eine Zeitung, wie z. B. die Vox Nr. 11, hat etwa 1.200 bis 1.300 DM gekostet und wird durch Anzeigen etwa zu 80 Prozent gedeckt, der restliche Fehlbetrag wird durch den Verkauf der Zeitung aufgebracht. Diese Zahlen lassen sogleich schon erkennen, wie abhängig ,die Existenz der Schülerzeitung leider von der Reklame ist. Wollte man jedoch die Lückenfüller fortfallen lassen, so wäre man gezwungen, den Preis der Zeitung gewaltig zu heben; sie müßte demnach mindestens 1,50 DM kosten. Angesichts dieser Tatsache würden sich nur noch wenige Schüler bequemen, eine Zeitung zu kaufen, und die zwingende Konsequenz wäre dann, das Erscheinen der Schülerzeitung einzustellen. Die Redaktion aber wird bestimmt gute Gründe und Pläne haben, wie sie ihr lobenswertes Ziel erreichen kann. Sollte es ihr gelingen, eine Zeitung ohne Reklame (und ohne Verlust) herauszugeben, so wird der Redaktion der Dank der Nachwelt gewiß sein. Deshalb warte ich mit Spannung auf die nächste Ausgabe der Schülerzeitung.
Mit freundlichen Grüßen
Gerd Balzer