Die Tarnkappe

Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Gebiet von Pillmersreuth ständig von marodierenden Freischärlern drangsaliert. Sie zogen, meist von Schauenstein kommend, durch das Tal von Lehstenbach und Baiergrüner Bächlein in Richtung Kulmbach. Jede Person, derer sie habhaft werden konnten, wurde mitgeschleift und am nächsten Galgen erhängt. Die Häuser wurden ausgeraubt und anschließend angezündet. Am Rauhenberg war ein großer Hinrichtungsplatz eingerichtet worden, an dem ständig mindesten 10 - 15 Erhängte im Winde baumelten. Ein unerträglicher Leichengeruch lag über dem gesamten Tal.

Anno 1638 war die Not am Größten. Die Einwohner von Pillmersreuth, soweit sie bis dahin noch am Leben waren, hatten sich seit mehreren Wochen in den Wäldern versteckt. Ihre letzten Vorräte waren seit einer Woche aufgezehrt. Nach Pillmersreuth zurück, wo sie noch einen Gutteil Essbares sorgfältig vergraben hatten, konnten sie nicht. Der Kontakt mit den dort streunenden Mordgesellen hätte den sicheren Tod bedeutet.
Beim ziellosen Umherschweifen im Wald stießen sie schließlich auf ein Hexenweiblein, das ihnen folgenden Rat gab:

"Wenn du in höchster Leibes- und Lebensgefahr bist und deinen Verfolgern nicht mehr entrinnen kannst, so setze die Nebelkappe rückwärts hurtig auf. Die wird gemachet von den Haaren eines an den lichten Galgen frisch-gehenketen Menschen und dann in des Wiedehopfes Blut getunket."

Da zu dieser Zeit an den Zutaten für die Nebelkappe kein Mangel war, taten die Pillmersreuther wie geheißen. Unter dem Schutz der Tarnkappe gruben sie ihre Vorräte aus und - - überlebten.

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